Pressefreiheit: Liberale Zeitschriften unter MeToo-Beschuss – News vom 30. September 2018

1.
Der forcierte Abgang von Ian Buruma als Chefredaktor der "New York Review of Books" zeigt: Leiter von seriösen und kritischen US-Medien haben derzeit die Zensur der Öffentlichkeit im Nacken: Missfällt die Behandlung eines Reizthemas, bricht im Nu ein Shitstorm über sie herein. Die Konsequenzen sind deprimierend.


Die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet.



2. Die Sexismusvorwürfe waren nur ein Vorwand, um den Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen aus dem Verkehr zu ziehen, argumentiert der CDU-Bundestagsabgeordnete Kai Wegner im "Cicero".



3. Ob die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Brett Kavanaugh zutreffen, soll jetzt das FBI ermitteln. Das ermöglichte ausgerechnet der Republikaner Jeff Flake, nachdem er von Frauenrechtsaktivistinnen in einem Aufzug bedrängt worden war. Nach diesem Erfolg fordert jetzt die Feministin Jessica Valenti, Jeff Flake für den Rest seines Lebens zu behelligen. Dem Daily Caller zufolge hat diese Form der politischen Auseinandersetzung in den USA seit einigen Monaten Methode: Die Pressesekretärin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, der texanische republikanische Senator Ted Cruz und die Ministerin für Heimatschutz, Kirstjen Nielsen, wurden alle von Demonstranten in Restaurants angegangen oder von Mitarbeitern gebeten, sie zu verlassen.



4. Das Aero Magazine erläutert, warum die moderne Identitätspolitik keineswegs die Fortsetzung der klassischen Bürgerrechtsbewegung ist, wie wir sie etwa von Martin Luther King kennen. Eigentlich müsste man zum Verständnis die komplette Analyse lesen, hier nur ihr Fazit:

Die Probleme mit dem identitätspolitischen Ansatz sind:

Erkenntnistheoretisch: Er stützt sich auf eine sehr zweifelhafte sozial-konstruktivistische Theorie und produziert in der Folge stark verzerrte Lesarten von Situationen.

Psychologisch: Der einzige Fokus auf Identität ist spaltend, reduziert die Empathie zwischen den Gruppen und widerspricht den grundlegenden moralischen Intuitionen von Fairness und Gegenseitigkeit.

Sozial: Indem sie die Grundsätze der Nichtdiskriminierung nicht konsequent einhält, droht sie soziale Tabus zu schädigen oder sogar rückgängig zu machen, wenn sie Menschen nach Rasse, Geschlecht oder Sexualität beurteilt.


Wir Männerrechtler kennen dieses Problem unter anderem durch die gebetsmühlenhaft wiederholte und "erklärte" Behauptung, Sexismus gegen Männer sei in Wirklichkeit kein Sexismus, weil sich Männer durch ihr Geschlecht automatisch in einer Machtposition befänden. Leider sind diese Fehlschlüsse im Feminismus sowie allgemein in der trendigen Identitätspolitik derart beliebt, dass es Jahrzehnte dauern dürfte, sie aus dem Weg zu räumen. Aktuell argumentiert etwa die "Süddeutsche Zeitung", warum Sexismus gegen Männer "nicht zähle" und unbedenklich sei. Vertreter der klassischen Linken, für die Sexismus grundsätzlich von Übel ist, werden so weiter von den Wortführern der gegenwärtigen Linken vergrault.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

erstmal vielen, vielen Dank für deinen Blog!

Ich weiß nicht warum mich die Nachricht des Angriffs auf wahllos ausgewählte Männer durch eine Feministin in St. Petersburg besonders aufregt in einer Welt, die ohnehin immer mehr dem Wahnsinn verfällt.

An diesem Beispiel lässt sich so viel erkennen, warum Feminismus falsch ist. Aufgrund des Instagramm-Profils der Täterin lässt sie sich als Angehörige der Oberschicht oder oberen Mittelschicht erkennen. Diese darf ihrer Verachtung für Männer aus der Arbeiterklasse (Metro-Fahrgäste, die Petersburger der oberen Mittelschicht und Oberschicht lassen sich schon aus Statusgründen in Luxuskarossen kutschieren) durch einen Angriff mit gefährlichen Chemikalien Ausdruck verleihen. Und für ihre Tat wird sie von Feministen gefeiert. Es findet eine heftige Täter/Opfer-Umkehr statt. Die snobistische Täterin ist Opfer, weil vom Patriachat unterdrückt, die Opfer, die average guys, die den gesellschaftlichen Reichtum schaffen, von denen die Täterin schmarotzt, sind die Täter. Letztendlich ist Feminismus eine perfide Herrschaftstechnik.

Ich habe die Nachricht weiter verfolgt. Nach einer gewissen Zeit wurde das Video in Youtube gesperrt, dann wieder online gestellt, und Leuten, die die Löschung beantragt hatten, wurde geschrieben, das Video würde nicht gegen Youtube-Grundsätze verstoßen. Daraufhin habe ich eine NetzDG Löschung beantragt. Inzwischen ist das Video wieder gesperrt.

Gestern dann erblödet sich der notorisch feministische Deutschlandfunk, einen Beitrag völlig aus der Perspektive der Täterin zu produzieren. Ich habe eine Programmbeschwerde eingereicht und empfehle das auch anderen. Wir dürfen nicht alles hinnehmen.

Meine Programmbeschwerde:

--- Missachtung journalistischer Grundsätze.

Mögliche Straftat aufgrund StGB § 131 Gewaltdarstellung.

Der Beitrag wird ausschließlich aus Perspektive der Täterin erzählt. Zum Tathergang: Eine Frau schüttet ätzende Bleichelösung (nach Angaben der Täterin 20-fach konzentrierter als haushaltsübliche Lösungen) auf unschuldige Fahrgäste einer U-Bahn im russischen St. Petersburg. Sie begeht damit Sachbeschädigung und nimmt außerdem schwere Körperverletzung ihrer Opfer durch Verätzung (insbesondere empfindlicher Genitalien) in Kauf. Sie lässt ein Video ihrer Taten anfertigen und rechtfertigt darin ihre Angriffe mit ätzenden Chemikalien und kündigt weitere Straftaten in Moskau und Kasan an. Das Video veröffentlicht sie auf youtube: https://www.youtube.com/watch?v=NCZOw05L7JA. Dieses Video wurde von Youtube gesperrt: 'This video has been removed for violating YouTube's Community Guidelines'. Angesichts der möglichen gefährlichen Körperverletzung durch hochkonzentrierte ätzende Chemikalien ist der Beitrag sogar möglicherweise strafbar aufgrund der Verharmlosung der Gewalttätigkeit der Täterin (StGB § 131 Gewaltdarstellung). Eine Korrektur und Gegendarstellung des Beitrags ist dringend erforderlich. ---

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