Ist eine ungenügende neuronale Vernetzung an depressiven Zuständen schuld?

Wissenschaftler haben eine mögliche Ursache für Depressionen entdeckt. Eine schlechte Neuvernetzung der Gehirnzellen ist wahrscheinlich der Grund für Depression.

Etwa vier Millionen Menschen leiden in Deutschland nach offiziellen Quellen unter Depressionen, die Dunkelziffern scheinen weitaus größer zu sein.
Beispiel, neuronale Vernetzungen, neuronale Schaltkreise

Depressionen: Sie machen den Betroffenen träge, antriebslos mitunter dauermüde und unfähig, Gefühle zu empfinden: Depressionen treffen Menschen hart und machen viele sogar arbeitsunfähig. Die psychische Störung, die sogar über viele Jahre (bis Lebenslang) andauern kann, wird bisher nur über das persönliche Gespräch und den Ausschluss von Erkrankungen "diagnostiziert". Doch das könnte sich in Zukunft ändern. (Anm.: Wir haben im IPN-Lab schon 1983 diesen Effekt und die weiterführenden Hintergründe entdeckt, Publikation dazu in Buchform 1991*)

Nun ist es Forschern des Universitätsklinikums Freiburg gelungen, einen Zusammenhang zwischen der sogenannten synaptischen Plastizität** im Gehirn und depressiver Episoden herzustellen. Doch damit nicht genug. Das Team um Prof. Christoph Nissen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hält es für sehr wahrscheinlich, dass eine mangelnde synaptische Plastizität die Ursache für Depressionen sein könnte.

Die Forscher untersuchten die Verknüpfung von Nervenzellen von 27 gesunden und 27
 Depression? Antriebslos, dauermüde, lustlos ...
depressiven Personen. Bei dem bereits etablierten Versuchsaufbau wurde mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden ein bestimmtes motorisches Areal im Gehirn, das für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist, gereizt. Danach maßen sie, wie stark der Daumenmuskel durch den Reiz aktiviert wird. Im nächsten Schritt wurde der Reiz kombiniert mit einer wiederholten Stimulation eines Nervs am Arm, der Informationen ins Gehirn sendet. Kam es durch die Kombination der Reize zu einem Lernvorgang in Form einer stärkeren Verknüpfung von Nervenzellen in der Gehirnrinde (synaptische Plastizität), dann war die körperliche Reaktion stärker als zu Beginn des Experiments. ... 
Die Forscher stellten fest, dass die depressiven Probanden tatsächlich eine geminderte synaptische Plastizität aufwiesen als die gesunden Probanden. Zudem konnte mit Folgemessungen bewiesen werden, dass nach Abklingen der depressiven Episode die Hirnaktivität auch bei den zuvor depressiven Probanden wieder vollständig hergestellt war. "Damit haben wir eine messbare Veränderung im Gehirn gefunden, die zeitlich mit dem klinischen Zustand übereinstimmt", erklärt Nissen.

Grundlage für neue Diagnoseverfahren
Aufgrund ihrer Ergebnisse gehen die Forscher davon aus, dass es sich bei der verminderten synaptischen Plastizität um eine Ursache der Depression handelt und nicht um eine Folge. "Synaptische Plastizität ist ein grundlegender Prozess im Gehirn. Veränderungen könnten einen Großteil der Symptome einer Depression erklären", ergänzt Nissen. Vorangegangene Untersuchungen an Tiermodellen und weitere Indizien beim Menschen sprechen zudem für eine ursächliche Rolle.

Neben Schlafentzug, einer etablierten Depressionstherapie, haben auch alle gängigen antidepressiv wirksamen Verfahren, einschließlich einiger Medikamente und auch sportliche Betätigung, eine positive Wirkung auf die synaptische Plastizität (Anm: wobei alle diese Methoden auch eine verstärkte hirnelektrische Aufladung mit sich bringen).
Quellen: Universitätsklinikums Freiburg u.a.
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Anmerkungen und Fußnoten
Neurostimulation (Whisper)
Gerade jetzt in der Herbst - Winterzeit, wenn es oft auch tagsüber sehr dunkel ist, die Sonne lange nicht sichtbar wird und der Blauanteil des Lichtes geringer ist, neigen viele Menschen die normalerweise weniger unter Depressionen leiden, zunehmend träge, antriebslos mitunter auch dauermüde und depressiv zu werden. Kommen noch negative Erlebnisse oder Nachrichten dazu kann sich dieser Zustand in eine starke Depression ausweiten.

Egal welche Art von Depression oder mentaler Dauer-Verstimmtheit vorliegen, egal ob es sich dabei "nur" um eine jahreszeitlich bedingte Störung handelt, gegen Depressionen sollte man so früh wie möglich (gleich nach dem Auftreten und spätestens nachdem der Zustand über einige Tage oder sogar Wochen anhält) systematisch vorgehen. Und wenn möglich noch ohne medikamentöse Verfahren.


* "Das neue Kopftraining der Sieger, die Entdeckung und Nutzung des psychogenen Hirnfeldes zur Aktivierung verborgener mentaler Kräfte". Autoren G.H.Eggetsberger und K.H.Eder, Verlag ORAC, 1991/1996, ISBN 3.7015-0358-3, Siehe Seite 19. 

** Die synaptischen Plastizität ist nach unseren Forschungen vor allem von den bio-elektrischen Aufladungen bestimmter Hirnareale abhängig. Bei Depressionen betrifft das das sogenannte Frontalhirn (Stirnhirn) - besonders in der linken Hirnhälfte- dieses ist bei dieser Störung energetisch unteraktiv, dadurch kommt es auch nur zu einer mangelhaften neuronalen Vernetzung. In den letzten 25 Jahren durchgeführte Experimente mit Biofeedback und mit tDCS Techniken (= Neurostimulation / Whisper) zeigten das eine verstärkte Hirnelektrische Aufladung, die durch Training und / oder durch Neurostimulation durchgeführt wird, in kürzester Zeit eine Neuvernetzung und Optimierung der Gehirnzellen hervorbringt und so auch depressive Zustände auflösen kann.
Siehe dazu auch den Beitrag: NEUE BEHANDLUNG VON DEPRESSIONEN

Die Wirksamkeit der Neurostimulationsverfahren kann man mittels der Gehirnpotenzialmessung (mit dem PcE-Scanner oder Pce-Trainer) auf einfache Art und Weise messen. Die vor dem Training nur schwach aktiven Hirnbereiche zeigen nach dem Training, nach der Neurostimulation viel besser Aktivitätsmuster (also stärker ausgeprägte psychogene Felder).
Quellen - Anmerkungen (Anm.:): IPN-Lab/IPN-Forschung, G.H.Eggetsberger/
Bildquellen: IPN-Forschung, Fotolia

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