Jan Fleischhauer: Ist Feminisierung des Kulturbetriebs mitschuld an Cancel Culture? – News vom 1. November 2020
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Hier geht es weiter mit dem Artikel von Jan Fleischhauer.
2. "Die Welt" hat die Migrationsforscherin Sandra Kostner zur linken Identitätspolitik befragt. Was Kostner zu Kontroversen beim Thema "race" sagt, lässt sich problemlos auf das Thema "gender" übertragen. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Interview:
Ich und einige andere tun unser Bestes, um diese Spaltung zu überwinden, aber die Gegenseite ist derzeit ganz klar dominant. Unsere Versuche, Brücken zu bauen, werden von Politik, Medien und akademischem Spektrum nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Die aktuelle Entwicklung wird sich auch durch den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl nicht ändern. Wenn Trump gewinnt, gerät die Identitätspolitik in Reaktion darauf zu neuem Furor, wenn er verliert, wird das die Identitätspolitik stärken, weil ihre Vertreter glauben, dass sie "erfolgreich" war und Trump nur eine kurzzeitige Störung darstellte.
3. Aktuelle Schlagzeile im Berliner Tagesspiegel: "Wie alte, weiße Männer den neuen Flughafen gebaut haben."
4. Aktuelles Geplapper im Deutschlandfunk:
5. Der NDR und der Deutschlandfunk berichten über die Not der (weit überwiegend männlichen) Obdachlosen kurz vor Einbruch des Corona-Winters. Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert fordert ein Konzept und die Bereitstellung zusätzlichen Wohnraums, um diesen Menschen zu helfen:
Warum hat der Verlag S. Fischer nach 40 Jahren die Zusammenarbeit mit seiner Autorin Monika Maron beendet? Politische Differenzen, das auch. Aber was, wenn der wahre Grund in der Feminisierung des Kulturbetriebs läge?
Hier geht es weiter mit dem Artikel von Jan Fleischhauer.
2. "Die Welt" hat die Migrationsforscherin Sandra Kostner zur linken Identitätspolitik befragt. Was Kostner zu Kontroversen beim Thema "race" sagt, lässt sich problemlos auf das Thema "gender" übertragen. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Interview:
WELT: Politische Korrektheit gefährdet Freiheit, sagen Sie?
Kostner: Inzwischen ja. Sie wurde zu einem Machtinstrument umfunktioniert. Identitätslinke Läuterungsentrepreneure, wie ich sie nenne, haben erkannt, dass sie eine ganze Gesellschaft vor sich hertreiben können, wenn sie behaupten: "Wer dies oder das sagt, ist ein moralisch minderwertiger Mensch, der aus dem Diskurs ausgeschlossen werden muss, um die Gefühle von Opfergruppen zu schützen."
WELT: Aktivisten argumentieren, es gehe darum, Diskussionen am rechten Rand zu stigmatisieren, weil es in Wahrheit diese Positionen sind, die Freiheit gefährden.
Kostner: Freiheit gefährdet immer derjenige, der etwas unterdrücken möchte. Wer versucht, Meinungsäußerungen mit dem Argument "Das ist anschlussfähig an rechte Diskurse" zu unterdrücken, will bestimmen, was andere Menschen denken und sagen. Das ist autoritär. Hinzu kommt: Wenn sich Menschen diesem Meinungsdiktat beugen, wird letztlich den Rechten die Macht übertragen, zu bestimmen, was gesagt und gedacht werden darf. Das ist total irrsinnig.
(…) WELT: Amerika ist gespalten. Ist daran Donald Trump schuld – oder die Linke?
Kostner: Egal aus welchen Motiven sie betrieben wird: Identitätspolitik ist immer auf Spaltung angelegt. Trump ist zunächst einmal der Profiteur der linken Identitätspolitik, der sich die Demokraten in den späten 1960er-Jahren zuwandten, und die sie vor allem im letzten Jahrzehnt massiv forciert haben. Ohne Jahrzehnte der von den Demokraten unterstützten identitätspolitischen Spaltung der USA wäre Trump nicht Präsident geworden.
WELT: Warum?
Kostner: Frauen, Nichtweiße, Muslime, Transgender: Sie alle werden aus identitätspolitischen Gründen von den Demokraten umgarnt. Wer bleibt übrig? Alte weiße Männer. Hillary Clinton bezeichnete sie vor vier Jahren als "Basket of Deplorables", als Bedauernswerte. Besser konnte man Trump-Wähler kaum mobilisieren! Trump ist sich dieses Mobilisierungspotenzials bewusst. Er heizt deshalb die Spaltung an, indem er sich als Retter der von den Demokraten abgewerteten Identitätsgruppen inszeniert.
WELT: Schon Schlesinger sprach vor Jahrzehnten in seinem Buch von der Balkanisierung der USA. Zersplittert das Land?
Kostner: Bleiben Identitätspolitiken so dominant wie in den letzten Jahren, wird sich die Spaltung unausweichlich fortsetzen. Insbesondere dann, wenn Identitätspolitik noch mehr zum Ausgangspunkt staatlichen Handelns wird und flächendeckend bestimmt, wer bevorzugt und wer benachteiligt wird. Irgendwann nehmen sich Menschen dann nicht mehr gegenseitig als Individuen wahr, sondern nur noch als Teil einer Eigen- oder Fremdgruppe.
Ich und einige andere tun unser Bestes, um diese Spaltung zu überwinden, aber die Gegenseite ist derzeit ganz klar dominant. Unsere Versuche, Brücken zu bauen, werden von Politik, Medien und akademischem Spektrum nicht einmal zur Kenntnis genommen.
Die aktuelle Entwicklung wird sich auch durch den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl nicht ändern. Wenn Trump gewinnt, gerät die Identitätspolitik in Reaktion darauf zu neuem Furor, wenn er verliert, wird das die Identitätspolitik stärken, weil ihre Vertreter glauben, dass sie "erfolgreich" war und Trump nur eine kurzzeitige Störung darstellte.
3. Aktuelle Schlagzeile im Berliner Tagesspiegel: "Wie alte, weiße Männer den neuen Flughafen gebaut haben."
4. Aktuelles Geplapper im Deutschlandfunk:
Weißen Männern an der Macht wird toxisches Verhalten nachgesagt, und die nächsten wichtigen Wahlen versprechen in dieser Hinsicht keine neuen Machtverhältnisse. Bleibt also alles, wie es ist?
5. Der NDR und der Deutschlandfunk berichten über die Not der (weit überwiegend männlichen) Obdachlosen kurz vor Einbruch des Corona-Winters. Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert fordert ein Konzept und die Bereitstellung zusätzlichen Wohnraums, um diesen Menschen zu helfen:
"Ich befürchte, dass es gravierender und schlimmer werden wird", sagte der Vorsitzende des Vereins Armut und Gesundheit der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die kalte Jahreszeit. (…) "Wir befürchten eine hohe Infektionsrate, Erkrankungsrate und Sterberate bei wohnungslosen und generell sozial benachteiligten Menschen, wenn hier nicht schnell und konsequent gehandelt wird", heißt es in einer Mitteilung seines Vereins.
Bei der ersten Corona-Infektionswelle im Frühjahr sei in der Bevölkerung noch eine hohe Sensibilität gegenüber der Situation wohnungsloser Menschen zu spüren gewesen, sagte Trabert. Dies scheine jetzt im wesentlich gefährlicheren Winter nicht mehr der Fall zu sein.
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