Süddeutsche Zeitung: "Wenn Männer zu Opfern häuslicher Gewalt werden" – News vom 30. Oktober 2020

1. Gestern berichtete die "Süddeutsche Zeitung" in einem großen Artikel von Jana Stegemann auf Seite 8 über das Hilfstelefon für männliche Opfer von häuslicher Gewalt. Der Beitrag steht für Nicht-Abonnenten nur im Anriss online. Ebenfalls online findet man allerdings eine aussagestarke Grafik, die Teil des Artikels ist.

Etwas unglücklich ist der Einstieg des Artikels: "Lieber schweigen, statt als Weichei zu gelten: Männer können sich oft nicht überwinden, Hilfe zu suchen." Das ist inhaltlich richtig, aber es so zu formulieren und damit zu eröffnen zeigt die beliebte Rhetorik, männliche Opfer zu Mitschuldigen zu erklären (während bei Frauen die "patriarchale Unterdrückung" schuld an allen Problemen ist). Auch führt ja eine ganze Reihe von Gründen dazu, dass Männer sich seltener als Opfer häuslicher Gewalt outen – etwa dass ihnen seltener geglaubt wird, sie Angst haben, im Fall einer Trennung den Kontakt zu ihren Kindern zu verlieren, und dass es kaum kompetente Ansprechpartner für sie gibt.

Insgesamt ist der Artikel allerdings durchaus informativ und gelungen. Ich wollte ihn mir heute morgen eigentlich vornehmen, um Passagen daraus hier zu veröffentlichen und zu kommentieren – aber Christian Schmidt war schneller als ich und hat mir diese Aufgabe abgenommen.



2. Die Ruhrbarone berichten über einen vertraulichen Lagebericht der Bundesregierung zur Corona-Pandemie:

Verantwortungsträger im ganzen Land bekommen dieses Papier. Es ist das Lagebild der gemeinsamen Krisenstabs von Innen- und Gesundheitsministerium. (…) Immerhin, die Sicherheitslage ist stabil: Die Zahl der Diebstähle sinkt, es gibt weniger häusliche Gewalt.


Witzig. In der Pressekonferenz am Mittwoch hatte Michael Müller (SPD), der Regierende Bürgermeister von Berlin, noch behauptet, häusliche Gewalt habe stark zugenommen. Hier ab Minute 16: "Um es klar zu benennen: Es sind Gewaltübergriffe gegen Frauen und Kinder in einer dramatischen Zahl nach oben gegangen." Genderama hatte über Monate hinweg Berichte zu diesem Thema veröffentlicht, und auch darin hatte sich ein Rückgang gezeigt. Dass Müller die männlichen Opfer ohnehin ausklammert … nun ja, es ist eben die bekannte Schrottpartei SPD.



3. Empathie – also die Fähigkeit, sich in andere Menschen einfüheln und mit ihnen mitfühlen zu können – gilt normalerweise viel in unserer Gesellschaft. Dennoch werden Menschen, die viel Empathie für Männer empfinden, also Maskulisten, von einigen so dargestellt, als ob sie die Ausgeburt der Hölle selbst wären. Wie kommt es zu diesem bizarren Widerspruch? Eine neue Studie US-amerikanischer Sozialpsychologen könnte das erklären:

Die Wissenschaftler untersuchten in sieben Experimenten mit über 3.000 Menschen in den Vereinigten Staaten, wie Menschen, die Einfühlungsvermögen zeigen, von anderen wahrgenommen werden. Das Forscherteam zeigte jedem der Teilnehmer eine Reihe von Szenarien, in denen eine Person eine persönliche Erfahrung mit einer anderen Person teilt. Diese Erfahrungen reichten von positiven, wie eine Beförderung, bis zu negativen, wie der Umgang mit Stress bei der Arbeit. Die Person, der die Geschichte erzählt wurde, reagierte entweder mit Empathie oder neutral.

Als die Teilnehmer diese Reaktionen benoteten und ihre Eindrücke von der Fähigkeit des Einzelnen, Empathie zu zeigen, darlegten, veränderten die Forscher das Szenario. Sie gaben den Teilnehmern mehr Informationen über die Person, die die Geschichte erzählt, und machten sie entweder zu einer positiven oder negativen Figur in der Gesellschaft. Geschichtenerzähler, die in einem negativen Licht erscheinen sollten, wurden als weiße Nationalisten oder Impfgegner präsentiert. Diejenigen, die in einem positiven Licht dargestellt wurden, arbeiteten angeblich in einem Kinderkrankenhaus.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnehmer den jeweiligen Geschichtenerzähler nicht nur aufgrund seines Hintergrunds mochten oder nicht mochten, sondern dass sie auch weniger Respekt vor Menschen hatten, die sich in jemanden einfühlen, den die Versuchsteilnehmer selbst nicht gutheißen. Menschen, die Empathie für einen Geschichtenerzähler zeigten, der sich als weißer Nationalist oder Impfgegner entpuppte, wurden von den Teilnehmern ebenfalls verurteilt.


Das scheint die Crux bei der Sache zu sein: Leute, die Männer verabscheuen, hegen gegenüber Maskulisten, die für diese Männer Empathie empfinden und ihre Leiden nachfühlen können, besondere Verachtung. Umgekehrt lässt sich schlussfolgern: Wer Maskulisten als Feindbild betrachtet, hasst vermutlich auch Männer.

"Menschen werden oft dazu ermutigt, sich in unbeliebte Menschen einzufühlen, aber unsere Ergebnisse legen nahe, dass sie dafür nicht immer wohlwollend betrachtet werden", berichten [Versuchsleiter Andre] Wang und Studien-Co-Autor Andrew Todd.

In diesen polarisierenden Zeiten, sagen die Forscher, wird mehr Einfühlungsvermögen für andere oft als Heilmittel für die soziopolitischen Spaltungen in der Gesellschaft angesehen. Die Studienergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass Empathie zu einer Eigenschaft wird, die eng mit dem sozialen Status verbunden und nur wenigen Auserwählten vorbehalten ist.


Klar. Deshalb gibt es zu Lasten von Männern den Gender-Empathie-Gap.

"Ist mehr Empathie immer besser? Nicht nach Meinung unserer Teilnehmer", fügt Wang hinzu. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Menschen Empathie als ein soziales Signal sehen. Mit wem Sie sich einfühlen, zeigt, um wen Sie sich kümmern und wofür Sie stehen. Empathie ist natürlich wertvoll. Aber sie ist kein Allheilmittel. Wenn Menschen, die sich über soziale Gräben hinweg einfühlen, zurückgewiesen werden, dann überbrückt Empathie diese Gräben vielleicht nicht immer. Stattdessen könnte sie sie sogar verstärken."




4. Die Post. Gestern berichtete Genderama, Berlin habe jetzt eine App für alle, die sich diskriminiert fühlen. Einer meiner Leser schreibt mir dazu:

Habe mir die App gerade kurz angeschaut. Auf die Schnelle finde ich keine Möglichkeit wie ich als weißer Hetero-Mann Diskriminierungen melden kann. Vielleicht geht es, aber einfach zu finden ist es nicht. Eine App für "Alle die sich diskriminiert fühlen" sähe anders aus.


Ein anderer Nutzer berichtet auf Twitter über dieselbe Erfahrung. Es handelt sich also wieder mal um eines dieser "Anti-Diskriminierungs"-Dinger, die selbst als erstes diskriminieren.

Mehr Post. Viele Medien berichten über den neuen Terror in Frankreich unter Überschriften wie: "Frau in Kirche enthauptet" und "Frau wurde in Basilika von Nizza enthauptet". In einem weiteren Artikel heißt es.

Ein Attentäter ermordet in Nizza zwei Frauen. Es überrascht nicht, dass in Frankreich die Nerven blank liegen. Doch dieser mörderische islamistische Wahnsinn ist inzwischen Alltag in Europa. Der Kampf gegen solch eine Ideologie muss eine europäische Priorität werden.

(…) Der Täter enthauptete eine 70 Jahre alte Rentnerin. Das zweite Opfer war eine 30-jährige Mutter. Laut Zeugen sagte sie noch den Satz: "Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe", bevor sie starb. Dem Küster der Kirche schnitt der Attentäter die Kehle durch. Nachdem die Polizei den Mörder niederstreckte, soll dieser "wieder und wieder" "Allahu akbar" gerufen haben, berichtete der sichtlich verstörte Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi.


Einer meiner Leser schreibt mir hierzu:

Hi Arne,

dir fällt es wahrscheinlich sofort auf: In der Einleitung tauchen nur zwei ermordete Frauen auf, erst im zweiten Absatz am Ende kommt der getötete Mann kurz ins Spiel.

Ich ertrage diese ungleich Behandlung in scheinbar "wertvolle" Tote und Nebensatzopfer einfach nicht mehr. Das ist pietät- und geschmacklos in meinem Augen.

War ja nur ein Mann, der da in der Kirche mit Kehlschnitt verblutete … Unerträglich!


Aber wie wir eben gelernt haben: Wer hier emapthisch ist und darauf hinweist, dass ein ermordeter Mann nicht nur als Art Nachtrag der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollte, gilt in unserer Gesellschaft schnell als Unsympath.

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