Über den Sinn und Unsinn von Massentestungen

Zu Unterbergers Artikel »Die Heuchler mit doppeltem Boden« (näherhin: zum Punkt 1. des Artikels) erscheint folgender


Gastkommentar
von elfenzauberin


Zunächst sollte man sich einmal die Frage vorlegen, was man mit Massentestungen erreichen will. Im Gespräch mit Befürwortern solcher Massentests klingt immer wieder die irrationale Annahme durch, dass, wenn man nur alle flächendeckend testet und die positiv Getesteten in Quarantäne steckt, man diese Krankheit ausrotten kann.

Das wäre schön - nur ist das grundverkehrt!
 
Der Grund dafür ist simpel. Es gibt auf diesem Planeten mehr als 7 Milliarden Menschen, die als potentielle Überträger dieses Virus in Frage kommen. Es ist vollkommen weltfremd zu glauben, dass man das Virus aus der Welt schaffen kann, indem man jeden "Fall" nachrennt und die positiv getesten Menschen einsperrt. Das ist genauso idiotisch wie der Versuch, wie die Stellung der Erdachse mit dem Schraubenzieher zu reparieren. Es funktioniert einfach nicht!

Es ist auch völlig sinnlos, kerngesunde Menschen auf das Wuhan-Virus zu testen. Kein Arzt, der auch nur etwas mehr Hirn hat als ein Spatz Fleisch auf der Kniescheibe, käme auf die Schnapsidee, einem gesunden beschwerdefreien Patienten ein Knie-MRT zu verordnen (zumindest, wenn es kein Privat-patient ist — aber das ist ein anderes Thema ...)!

Der Grund dafür liegt auf der Hand — solche Untersuchungen sind teuer, kosten Ressourcen, die anderweitig fehlen und haben kaum einen Effekt. 

Für Corona gilt sinngemäß dasselbe: Menschen ohne Symptome haben eben nicht das Coronavirus oder — sie haben es doch, aber in so geringer Menge, dass es keine sichtbare Reaktion des Körpers auslöst. Dann ist aber die Viruslast so gering, dass diese Leute kaum als Überträger in Frage kommen. Ich schreibe "kaum", weil man es nicht 100%-ig ausschließen kann, doch hier gilt das eherne Gesetz: Krankheiten werden von Kranken übertragen, nicht von Gesunden. Es gibt Ausnahmen von dieser Regel, etwa HIV. Bei Krankheiten mit langen Inkubationszeiten wird diese Regel durchbrochen, doch zu diesen Erkrankungen gehört Covid19 ganz offenbar nicht.

Auf der Negativseite einer solchen Massentesterei steht der Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Ein Testkit für eine molekularbiologische Untersuchung kostet zwischen 20 € und 50 €. Das sind aber nur die Materialkosten. Dazu gesellen sich die Kosten für die Geräte, die man dafür benötigt und natürlich das Personal, die die Tests durchführt und auch die Testergebnisse administriert. Mir kam zu Ohren, dass die Covid-Fighter für einen einzelnen Test ca. 170 € in Rechnung stellen.

Will man ernsthaft alle 8 1/2 Millionen Östereicher flächendeckend durchtesten, so kostet ein Testlauf ca. eineinhalb Milliarden Euro, wobei es ja mit einem Testlauf nicht getan ist. Man bräuchte nach einen zweiten und dritten, eventuell auch einen vierten. Man landet dann bei astronomischen Beträgen in der Spielklasse des ÖBB-Defizits.

Das geht einfach nicht - und diese Unmöglichkeit könnte auch die Frau Rendi-Wagner einsehen, wenn sie diese Zusammenhänge erfasst hat. Solche großen Summen kann man anderweitig besser und wirksamer investieren, indem man etwa vorübergehend höhere Aufnahmekapazitäten in Spitälern für Patienten schafft.

Ähnliche Überlegungen gelten auch für das Kontakttracing. Dieses ist sinnvoll am Beginn einer Epi-demie mit einer überschaubaren Anzahl an positiv Getesteten/Erkrankten. Wenn aber einmal mehr als 65.000 Menschen als potentielle Infektionsquelle in Frage kommen, ist Kontakttracing völlig sinnlos und hinausgeschmissenes Geld. Davon abgesehen gibt es nirgends auf der Welt ein Gesundheitsamt mit Organisationsstrukturen, die diesen Aufwand schultern können. Wenn Herr Dr. Unterberger bemängelt, dass es ewig lange dauert, bis Getestete über ihr Testergebnis infomiert werden, so liegt das daran, dass die Organisatoinsstrukturen in den Behörden nicht auf so einen Ansturm vorbereitet sind. Wie in aller Welt sollen die Bezirkshauptmannschaften und Gesundheitsämter ein Kontakttracing ausführen, wenn jeden Tag tausende Fälle hinzukommen? Das funktioniert nicht, hat nie funktioniert und wird auch nie funktionieren.

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P.S.: Viel furchtbarer als das Wuhan-Virus ist der Umstand, dass unsere Regierung völlig beratungs-resistent ist. Ich bin überzeugt davon, dass unsere "brillanten" Regierungspolitiker schon die eine oder andere kritische Stimme vernommen haben, nur wurden diese Leute komplett ignoriert. Diese Stimmen der Vernunft werden mit der geballten Macht der Medien als Verschwörungstheoretiker, Trotteln, Covidioten oder gar als Nazis verunglimpft. An dieser öffentlichen Desavouierung sind oftmals Menschen beteiligt, die sonst die Spaltung der Gesellschaft zutiefst bedauern und problematisieren. Dass diese Leute selbst Teil des Problems sind, geht völlig unter.

Zu den Pressekonferenzen der Regierung sind bezeichnenderweise nur Medien geladen, die eine im Großen und Ganzen regierungskonforme Berichterstattung garantieren. Solche Strukturen rufen Erinnerungen an die DDR und Sowjetunion wach — und wenn wir nichts tun und uns all das weiter gefallen lassen, werden wir uns in einer repressiven Gesellschaft wiederfinden, wie sie in den berühm-ten Dystopien von Orwell und Huxley beschrieben sind.
 
 

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