Was Putin will

von LePenseur


... fragt sich Andreas Unterberger und kommt auf — wie bei einem in der Wolle gefärbten, im CIA-Stall »DiePresse« jahrzehntelang domestizierten Transatlantiker nicht anders zu erwarten — ziemlich einseitige Schlüsse, wenn er etwa schreibt:
Russland ist unter Putin so weit weg von den erfreulichen und positiven Entwicklungen Richtung Demokratie, Rechtsstaat, Anerkennung der Rechte anderer Nationen und friedliche Partnerschaft mit der restlichen Welt, die es unter Gorbatschow und Jelzin genommen hat, dass zumindest in seiner Herrschaft eine Rückkehr auf diesen Weg kaum mehr vorstellbar ist.
LOL! Demokratie, Rechtsstaat unter Gorbatschow? Der gute Mann soll mal Michael Voslensky, insbes. dessen letztes Buch »Das Geheime wird offenbar« lesen, da kommt Gorbi endenwollend gut weg. Und im Gegensatz zu Unterberger wußte Voslensky über die Innenseite der sowjetischen Machtelite (die sogen. »Nomenklatura«) bestens Bescheid ...

Oder auch: Demokratie, Rechtsstaat unter Jelzin? Nochmals LOL! Unter diesem korrupten Säufer, der nur seine »Familie« bereichern ließ, indem er Bodenschätze und Industrien seines Landes an ausländische Heuschrecken-»Investoren« verschleuderte, herrschte soviel Demokratie und Rechtsstaat wie in Palermo zu Blütezeiten der Mafia ...

Was Unterberger in dem Artikel sonst noch von sich gibt, grenzt schon schmerzhaft an Unbedarftheit, um es einmal schonungsvoll zu umschreiben. Etwa mit Vorwürfen der Sorte
Im Osten weigern sich die Russen, den Japanern die Kurileninseln zurückzugeben.
Weil die ja sooo genuin japanisch sind! Mit ähnlicher Berechtigung könnte Deutschland Ansprüche auf Papua-Neuguinea wiederaufleben lassen ... Und wenn Unterberger dann schreibt:
So absurd die russischen Einkreisungsängste auch sind, so sind sie doch real. Zynisch könnte man fast fragen, ob sie nicht genetisch sind.
... dann ist die leider nicht zynische, sondern höchst berechtigte Gegenfrage zu stellen, ob sein Transatlantismus nicht auch einen Gendefekt darstellt. Denn ein Blick auf eine Weltkarte, auf der all die US-Stützpunkte zu sehen sind, die — welch Zufall! — rund um die russischen Grenzen liegen, sollte auch Menschen, die ein wenig schwer von Begriff sind, in die Lage versetzen, hier eine Absicht (und zwar keine gute) gegenüber Rußland zu konstatieren.

Jetzt werden sicher gleich wieder die dressierten Trolle der Atlantikbrücke und diverser Soros-Vereine ihre Suada loslassen, daß dieser Blog doch von Moskau gekauft sei etc. etc. — ach, geschenkt! Was sie in ihrem Furor nicht sehen wollen oder können (weil ihnen der Schaum vor dem Mund schon die Sicht verstellt): es geht mir hier immer um mein schon oft geäußertes Credo für eine multipolare Welt, die in einem Gleichgewicht unterschiedlicher Mächte mit unterschiedlichen Interessen in wesentlich mehr Freiheit leben kann, als in noch so »gutgemeinter« Vormachtstellung einer einzigen Hegemonialmacht — denn ich glaube an die Existenz eines »benevolent hegemons« etwa so sehr wie an die vegetarischer Tiger, keuscher Huren oder humorvoller Kalvinisten. 
 
Also eigentlich gar nicht.

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