von LePenseur
... erblickte am 29. April 1872, also heute vor genau 150 Jahren, in Frederikstad, südöstlich von Oslo, das Licht der Welt. Wie so viele Komponisten seiner Generation, die sich nicht in die Gefolgschaft der Schönberg-, Strawinsky-Jünger eingliedern wollten, sondern weiterhin der Klangsprache der Spätromantik verbunden blieben, fiel er dem Verdikt von Adorno & Consorten anheim, denen es sogar gelang, einen unbestrittenen Großmeister wie Jean Sibelius wenigstens im deutschen Sprachraum weitgehend von den Konzertpodien auszuschließen.
Im Falle von Sibelius war Adorno nicht auf Dauer erfolgreich — seine Anhängerschaft im angelsächsischen Kulturbereich war einfach zu groß, als daß sie sich den giftigen Anfeindungen eines deutschen Musiktheoretikers von ausgesprochen überschaubarer Genialität gebeugt hätte. Aber die Komponisten der »zweiten Liga« (und darunter) wurden durch die bornierte Absolutsetzung dessen, was als »zeitgenössische Musik« passieren durfte, spätestens ab 1945 um ihr Lebenswerk bzw. den Nachruhm betrogen. Es ist schier unvorstellbar, welch eine Unzahl von Werken durch diese Machenschaften gezielt in die Vergessenheit gedrängt wurden! Wer sich heute — mit vollem Recht! — über die »Säuberungen« durch die Nazi-»Kultur«bonzen erregt, darf seine Augen vor den Taten dieser Kunstinquisitoren ebenso nicht verschließen ... ... Doch zurück zu Eyvind Alnæs, dessen biographische Daten einem kurzen, informativen Wikipedia-Artikel entnehmbar sind.
Neben seiner Tätigkeit als Organist und Chorleiter bedeutender norwegischer Kirchen, 1916 bis zuletzt an der Kathedrale von Oslo, war er einer der Gründer des norwegischen Komponistenverbandes und komponierte zwei Sinfonien (op. 7 und op. 43), die »Symphonischen Variationen« für Orchester, ein Klavierkonzert op. 27, daneben Klavierstücke, viele Werke für Orgel, Chöre und Lieder.
Alnæs' Symphonie No. 1 in c-moll, op. 7, entstand zu Ende seiner Studien in Berlin bei Julius Ruthardt und wurde 1897 dort mit Erfolg aufgeführt.
1909 entstanden die »Symphonischen Variationen«, ein kürzeres Werk, das von den Fähigkeiten des jungen Komponisten ein eindrucksvolles Zeugnis ablegt:
Das schwungvolle Klavierkonzert in D-Dur, op. 27 aus dem Jahr 1913, das nicht nur ein »Virtuosen-Konzert« ist, sondern dem Orchester durchaus anspruchsvolle symphonische Aufgaben zuweist, würde eine Wiederentdeckung für den regulären Konzertbetrieb verdienen:
Die ebenso schwungvolle Symphonie No. 2, op. 43, gleichfalls in D-Dur aus dem Jahr 1923 zeigt den mittlerweile »arrivierten« Komponisten Alnæs in voller Inspiration und perfekter Beherrschung aller handwerklichen Anforderungen für dieses ambitionierte Werk:
Zum Abschluß sei noch die »Weihnachtsmotette« als Beispiel seines reichen kirchenmusikalischen Schaffens gebracht:
... denn es war am 24. Dezember, also zum »Heiligen Abend« des Jahre 1932, daß der Komponist zu Oslo seinen Lebensweg vollendete ...
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