Zum Artikel »Hexenverfolgung im Mittelalter – und ein typisch deutsches Problem« erscheint der folgende
Gastkommentar
von Franz Lechner
Diesen Artikel halte ich für grundsätzlich ziemlich verfehlt und würde eine umfangreiche Gegendarstellung verdienen. Es ist einfach grundsätzlich so, a) dass lt Milgram 80 % der Menschen unfähig ist, sich intellektuell und moralisch einer Autorität zu widersetzen, b) dass Gebildete in höherem Maße mediengläubig und ihren natürlichen Hausverstand aufzugeben bereit sind als weniger Gebildet, c) dass sich viel drastischere blutrünstige Massenhysterien als in NS-Deutschland in anderen Ländern abgezeichnet haben, wo die Judenverfolgung weitgehend auf staatlicher und nicht auf zivilgesellschaftlicher Organisation beruhte, zB Tschechien 1945, aber auch in Polen, wo offenbar keiner etwas dabei fand, sich das Eigentum von über 10 Millionen zu Vertreibenden (dh noch Anwesenden) unter den Nagen zu reißen, und noch viele Argumente mehr.
Natürlich haben wir heute die deutschen Politiker satt bis an den Hals. Aber alle, die sich deshalb bemüßigt fühlen, hier in Verallgemeinerungen oder Hasstiraden auszubrechen (letzteres im Unterberger-Blog gut zu beobachten, siehe eine gewisse Jenny), sollen sich mal gut überlegen, ob sie nicht selbst leichtgläubiges Opfer eines medial bewusst kolportierten Bildes geworden sind.
Dazu kommen die traumatischen Erfahrungen der jüngeren Geschichte, Millionen Ausgebombte, Vertriebene und Vergewaltigte, dies nach einem 2. verlorenen Weltkrieg. Das muss man erst mal aushalten, überhaupt nach gezielter Nichtaufarbeitung oder besser Verharmlosung, Verhöhnung oder Lächerlichmachung und dieser ganzen "Umerziehung".
Man möge sich die stolzen "Siegermächte" anschauen, haben nicht viel mehr komplett politisch und zivilgesellschaftlich versagt? Steht GB und F heute irgendwo nennenswert besser da?
Mit Artikeln wie diesem ist nur der feindlichen Propaganda gedient, die Völker Europa müssen zusammenstehen und dürfen sich gegenseitig aber auch selber nicht schlecht machen lassen.
Der Fehler des Autors beginnt bei den "Hexenverbrennungen". Diese waren weniger ein deutsches, sondern ein protestantisches Phänomen. Wie der Autor ja richtig schreibt, gab es dieses im europäischen Süden so gut nicht. Das ist nicht auf irgendeine andere Volksseele zurückzuführen, denn auch der Süden neigt zu Fanatismus und auch Obrigkeitssucht und überhaupt zur Hysterie (man vergleiche die Mafia-Phänomene), sondern auf den Charakter als rein katholische Länder. Es war von Anbeginn der protestantische Obskurantismus, der den unsinnigen Hexenglauben eskalieren ließ und leider auch katholische Kreise in einen ungesunden "Wettbewerb" drängte. Insgesamt ist davon auszugehen, dass der katholische, vor allem jesuitische Einfluss eher mäßigend wirkte. In Skandinavien erreichte der Irrsinn seinen Höhepunkt, hier wurden auch männliche Hexer verbrannt. auch in deutschen Ländern wucherte der Hexenwahn so ganz richtig bösartig nur in protestantischen Städten. Das hatte verschiedene Ursachen, die hier nicht zu erörtern sind und in der Unausgegorenheit der protestantischen Theologie wurzeln dürften.
Darauf so etwas wie eine antideutsche "Mentalitätslehre" - und um so etwas handelt es sich bei diesem Artikel letztlich - konstruieren zu wollen, ist schon vom Ansatz her verfehlt. Die große Klammer zur NS-Zeit darf dabei natürlich nicht fehlen, wie schon in der sattsam bekannten "Argumentations"-Keule: "schon Luther hat..." Das ist alles Quatsch. Wie schaut es zB mit Fanatismus bei den Franzosen aus? Französische Revolution? Waren da keine Fanatiker am Werk, die blind ihre Linie durchgezogen hatten, koste es, was es wolle?
Und dann noch die Maßlosigkeit, das mit der Corona-Geschichte in Bezug zu bringen... Hat der Autor eine Ahnung, wovon er da schreibt? Wie es 2020 im ach so südlichen Spanien zugegangen ist, als die Menschen regelrecht eingesperrt waren?
Gegen Ende zu wird der Artikel richtiggehend unappettitlich, doch davon später.
"Das für mich Unbegreifliche ist die Vehemenz, mit der die Politik der Regierungen mit Hilfe der ihr hörigen Sprachrohre der MSM verbreitet wird. Genauso unbegreiflich die tangentialen Maßnahmen, die man in Deutschland und Österreich kommentarlos hinnimmt (ich hab da noch nichts von namhaften Demos gehört)."
Zum letzten Absatz sei der Autor doch aufgefordert, sich ordentlich zu informieren, bevor er einen Artikel schreibt, zB hier im Penseur-blog, der, gut informiert wie immer, selbstverständlich Berichte brachte (zur Erinnerung: die Nordstream 2 Sprengung wurde damit als denkbare Reaktion in Verbindung gebracht). Bei Sätzen wie diesen:
Zum letzten Absatz sei der Autor doch aufgefordert, sich ordentlich zu informieren, bevor er einen Artikel schreibt, zB hier im Penseur-blog, der, gut informiert wie immer, selbstverständlich Berichte brachte (zur Erinnerung: die Nordstream 2 Sprengung wurde damit als denkbare Reaktion in Verbindung gebracht). Bei Sätzen wie diesen:
"Was steht uns bei dieser Mentalität der Menschen in Deutschland und Österreich noch alles bevor?"
... geht einem aber wirklich das Geimpfte auf. Nicht: was steht uns bei diesem medialen Terror der US-oder jedenfalls fremdgesteuerten Eliten bevor, nein, wir sind selber schuld, und das Beste wär es wohl (unausgesprochen) ohnedies, uns von dieser Erde zu verdrängen, wenn nicht vertilgen, was ja eh grad geschieht...
Wer so etwas schreibt, steht nicht auf unserer Seite, ist ein Agent des Mainstreams, der halt ein bisschen raffinierter zu argumentieren versucht (wobei diese plumpe Hexenmittelalter-NS-Keule ja letztlich alles andere als raffiniert ist.
Dann, als finale Verdrehung (soll man schon sagen: Niedertracht?) die ukrainischen Vergleiche. Sind jetzt WIR schuld an diesem neuerlichen US-Krieg? Ist das unser Mentalitätsproblem und nicht ein US-amerikanisches? (Ich weiß, unter Trump wär das nicht..., gefälschte Wahlen etc, ja klar, wir wollen keine Kollektivanschuldigungen, aber in UNSERER SPHÄRE liegt das am allerwenigsten.) Wer hat der USA im Irakkrieg die Gefolgschaft verweigert? War das nicht Schröder-Deutschland? Wer macht bereitwillig jede Niedertracht mit, zB Gadaffi-Tunesien zu zerbomben? Wer ist an vorderster Front in der Ukraine mit dabei, praktisch, wie man so hört, der eigentliche Kriegsherr? GB, nicht?
Dann, zur Massenmentalität: in welchem Land erbrachte die Spendensammlung von ganz normalen Privatpersonen einen ganzen Kampfpanzer für die Ukraine? Hinweis: es war ein Land, wo das ganz unfanatische und gesunde Volksempfinden die bösen Deutschen längst kollektiv massakriert und rausgeworfen hat. Offenbar ist man durch diese Maßnahme nicht gescheiter geworden.
Und mit Rumänien als leuchtendes moralisches Vorbild möge der Autor doch bitte ganz ruhig sein, das ist eines der größten Kriegshetzerländer und völlig CIA-beherrscht, wie jedes Kind weiß. Dass dort der mediale Terror nicht so ausgeprägt ist, sei geschenkt, ebenso wie der Umstand, dass die Bevölkerung dort schon rein vom sozialen Status weniger medienaffin ist.
Kapieren Sie nicht? Corona und Ukraine sind alles Sachen, die nicht von unseren Ländern ausgegangen sind, und deren Opfer wir sind. Warum fragen Sie nicht nach der Mentalität der Völker, deren Eliten da als primäre Drahtzieher agieren? Warum lässt man diesen Leuten in anderen Ländern alles durchgehen? Wo ist dort die Zivilcourage geblieben?
Selten so einen Blödsinn gelesen, der übrigens sehr schädlich, weil höchst demoralisierend ist. Wir brauchen enormes Selbstbewusstsein, um diese Scheibe da zu überstehen und nicht ein so halbgebildetes und darüberhinaus, selbst wenn da etwas dahinterstünde, was ja nicht der Fall ist, auf jeden Fall höchst destruktives Geschwätz, das nur die Verzweiflung über die gegenwärtigen Umstände zelebriert und auf ganz üble Weise in Bereiche kanalisiert, wo sie den Widersachern zugutekommt.
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