Geopolitischer Wettstreit zwischen USA - Russland - China
von Grantscherben
Während sich der erste Teil vorwiegend mit der Geschichte befasste, geht es hier nun um Fragen der
Politik im 20./21. Jhd.
1971 kam es zu einem kommunistischen Putschversuch im Sudan: Linke Kräfte in Numeiris Revolu-tionsrat rebellierten gegen dessen Pläne der Errichtung einer Staatenunion mit Libyen und Ägypten.
1972 nahm der Sudan wieder seine diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und am 25. Juli auch wieder zu den USA auf. Dies wurde im Westen als außenpolitische Öffnung des Sudan begrüßt, im Ostblock hingegen als Hinwendung zum Imperialismus gewertet. 1976 gab es einen weiteren Putschversuch, der aber fehlschlug. Numeiri beschuldigte Libyen der Urheberschaft und schloss am 15. Juli ein Beistandsabkommen mit Ägypten. Die Beziehungen zur Sowjetunion ver-schlechtern sich zunehmend.
Im März 1980 überstand Dschafar an-Numeiri auch einen Putschversuch durch fünf Armeeoffiziere, die festgenommen werden. Er beschuldigte daraufhin die Sowjetunion und Syrien, den Putschversuch unterstützt zu haben, und bot ab Juni 1980 den USA die Benutzung militärischer Einrichtungen im Sudan an.
1983 kam es im Südsudan erneut zu Unruhen. Beobachter gingen davon aus, dass diesmal ethnische Streitigkeiten nur vorgeschoben seien und es vielmehr um die dort entdeckten Erdöllagerstätten ging.
Als US-Vizepräsident George H. W. Bush im März im Sudan weilte, kritisierte er Numeiris Islami-sierungskurs angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftslage des afrikanischen Landes. Daraufhin wurden Turabi und weitere Muslimbrüder verhaftet. Numeiri wurde am 6. April 1985 nach Unruhen und der Drohung mit Generalstreik in Khartum durch einen unblutigen Militärputsch gestürzt. Numeiri befand sich zu der Zeit in den USA bei einem Staatsbesuch.
1989 putschte wieder das Militär, und der islamisch orientierte Umar Hasan Ahmad al-Baschir über-nahm mit seinem Revolutionären Kommandorat (RCC) die Macht.
1991 - Osama Bin Laden und der Sudan
Aufgrund der Kritik Osama bin Ladens am Königshaus von Saudi-Arabien und der saudischen Politik im Zweiten Golfkrieg wurde er von Saudi-Arabien zur persona non grata erklärt und man versuchte, seiner Person habhaft zu werden. Wegen dieser Bedrohung floh Osama bin Laden 1991 in den Sudan, der aufgrund eines Militärputsches von 1989 durch General al-Baschir und dessen islamisch-funda-mentalistische Bestrebungen international isoliert war. Hier wurde Bin Laden vor allem geschäftlich tätig: Mit seiner Baufirma nahm er den Neubau einer Autobahn von Khartum nach Bur Sudan in Angriff und gründete eine Geschäftsbank. 1994 wurde ihm aufgrund seiner internationalen terro-ristischen Aktivitäten die saudische Staatsbürgerschaft entzogen. Auf saudischen und US-amerika-nischen Druck hin verwies der Sudan 1996 Osama bin Laden des Landes, der daraufhin nach Afgha-nistan reiste.
Im Juli 1991 wurde die Scharia erneut im vollen Umfang eingeführt. Darüber hinaus verbot Baschir weitere Hilfsflüge der Operation Lifeline Sudan (OLS) in den hungernden Süden.
1998 griffen die Vereinigten Staaten den Sudan an und bombardierten die Asch-Schifa-Arzneimittel-fabrik nahe der Hauptstadt Khartum. Dies wurde offiziell damit begründet, dass dort angeblich Giftgas produziert werde und eine Verwicklung des Sudan in die Terroranschläge von Nairobi und Daressalam bestehe. Beweise für diese Behauptungen konnten bis heute nicht erbracht werden.
Im Jahr 2011 kam es zu einem Unabhängigkeitsreferendum im Südsudan, in welchem die Mehrheit der Südsudanesen für einen unabhängigen Staat stimmten. Seit dem 9. Juli 2011 ist der Südsudan offiziell vom Sudan getrennt.
Am 22. Februar 2019 rief Präsident Baschir einen einjährigen Notstand aus und entließ die Regierung, am 11. April 2019 desselben Jahres wurde er nach Protesten der Bevölkerung vom Militär gestürzt und inhaftiert; weitere ranghohe Politiker wurden festgenommen. Die Nachfolge übernahm ein Militärrat.
Nach einem nach Regierungsangaben am 21. Oktober 2021 vereitelten Putschversuch putschte das Militär am 25. Oktober 2021 erneut. Der ranghöchste militärische Vertreter erklärte in einer Fernsehansprache einen landesweiten Ausnahmezustand und verkündete die Auflösung der Übergangsregierung und des Souveränen Rates. In der Folge demonstrierten Zehntausende in der Hauptstadt. Am 21. November 2021 wurde der durch den Putsch gestürzte Abdalla Hamdok wieder Ministerpräsident. Am 2. Januar 2022 trat er zurück. Am 29. Mai 2022 wurde der Ausnahmezustand aufgehoben.
Im April 2023 brachen im ganzen Sudan Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) aus.
Wirtschaft
Hafenstadt Bur Sudan (Port Sudan) am Roten Meer
Der SüdSudan ist ein Binnenstaat und somit auf den NordSudan welcher über einen Hafen am Roten Meer verfügt, angewiesen.
Der Sudan verfügt über reichhaltige Vorkommen von Bodenschätzen, wie zum Beispiel Erdöl, Eisen, Marmor, Gold und Uran. Nach US-Schätzungen aus den 1990er Jahren betrugen die Ölreserven rund drei Milliarden Barrel.
Arabische Händler waren schon vor der ägyptischen Herrschaft im Land. Die jüngste Bevölkerungsgruppe in der Hafenstadt sind jedoch Chinesen, die als Arbeiter und Ingenieure vor allem für die Erdölindustrie angeworben worden sind.
Die Auseinandersetzungen im Sudan haben auch eine geopolitische Komponente. Laut einem Bericht von CNN sollen "sudanesische und regionale diplomatische Quellen“ bestätigt haben, dass Russland die RSF mit Waffen unterstützt. Als möglicher Auslöser der Kämpfe gilt ein geplanter russischer Militärstützpunkt im Port Sudan am Roten Meer. Der Stützpunkt am Roten Meer - eine der wichtigsten Handelsstraßen der Welt!
Die US-Außenstaatssekretärin Victoria Nuland hat am 9. März das Land besucht. Gemeinsam mit dem Kommissar der Afrikanischen Union, Bankole Adeoye, sprach sie über „Demokratie“ im Sudan und versuchte, den russischen Einfluss einzudämmen. Die USA sind bestrebt, den zwischen Russland und dem Sudan geplanten Deal über den Militärstützpunkt zu verhindern. Nuland Bilanz : wenige Wochen später eskaliert die Situation im Sudan. Die Kämpfe zwischen dem Militär und der RSF toben seit dem 15. April 2023.
Weitere Stützpunkte am Roten Meer - Neben Russland sind auch andere Staaten an einer Präsenz am Roten Meer interessiert. Das kleine Land Dschibuti dort, am Übergang zwischen Rotem Meer und Indischem Ozean, ist schon seit längerem ein regelrechtes Heerlager fremder Mächte geworden. So betreiben dort etwa schon die USA, Frankreich, China, Japan, Deutschland und Italien Stützpunkte unterschiedlicher Größe. Meerseitig liegt Dschibuti am Bab al-Mandab, der den Golf von Aden vom Roten Meer trennt. Von hier aus kann die Zufahrt zum Suezkanal kontrolliert werden.
1964 nahm in Port Sudan die erste Erdölraffinerie des Landes ihren Betrieb auf. Sie war im Besitz der Firmen Shell und BP.
Die Ölkonzessionen für die Gebiete Melut (Bassin im Bundesstaat A’ali an-Nil) bzw. Uwail haben sich bereits der französische Konzern TotalEnergies bzw. der US-Konzern Chevron Corporation gesichert. Die Ölkonzessionen für die Gebiete Melut (Bassin im Bundesstaat A’ali an-Nil) bzw. Uwail haben sich bereits der französische Konzern TotalEnergies bzw. der US-Konzern Chevron Corporation gesichert.
1981 erfolgte die Gründung der White Nile Petroleum Company (WNPC), an der die sudanesische Regierung, die Chevron Overseas Petroleum Corporation, Shell und Apicorp beteiligt waren, um eine 1420 Kilometer lange Pipeline für Rohöl aus dem Fördergebiet Heglig über Kosti bis zu einem neuen Terminal südlich von Port Sudan zu bauen. Dieses Vorhaben wurde im März 1984 nach Angriffen der SPLA auf die Ölfelder aufgegeben, ebenso konnten weitere Probebohrungen, die Ende der 1980er Jahre geplant waren, wegen des anhaltenden Bürgerkriegs im Südsudan nicht durchgeführt werden.
1990 erklärte Iran seine Unterstützung für Sudan, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu westlichen Ländern waren auf dem Tiefpunkt.
So wurde die Pipeline zum Heglig-Ölfeld erst 1999 fertiggestellt. Im August 1999 wurde die erste Schiffsladung Rohöl von einem neuen Terminal im Hafen Bashair, 25 Kilometer südlich von Port Sudan, nach Singapur exportiert. Anfang 2000 waren 15 Millionen Barrel Rohöl verschifft. Da die bis dahin bestehenden Raffinerien den Bedarf im Land nicht decken konnten, wurde im September 2005 mit Petronas (Petroliam Nasional Berhad ist ein 1974 gegründeter malaysischer Mineralölkonzern in Staatsbesitz) ein Vertrag zum Bau einer neuen Raffinerie in Bashair bei Port Sudan. abgeschlossen.
2006 unterzeichnete die sudanesische Regierung einen Vertrag mit einem chinesischen Unternehmen zum weiteren Ausbau des Containerhafens. Es entstand mit chinesischer Hilfe der neue Container-terminal mit 3 Liegeplätzen, 4 Portalkränen und 8 RTGs (bereifte Portalkräne für das Containerlager). Der Terminal wird durch eine moderne Software gesteuert, die auch die Ortung der Container-positionen und Geräte durch DGPS-Signale vorsieht.
Am nördlichen Stadtrand von Bur Sudan sollte die russische Marinebasis Bur Sudan gebaut werden. Die Übergangsregierung legte die Pläne im April 2021 auf Eis, teilweise auf Druck der USA. Auch nach dem Coup zögerte die Militärregierung, das Abkommen mit Russland wiederzubeleben. Welche neuen, geopolitischen Veränderungen wird wohl das Jahr 2023 bringen?
Biowaffenlabore im Sudan
Natalie Winters: "Since 2006, CDC has partnered with the Global Fund to support South Sudan’s NPHL by strengthening laboratory infrastructure, staffing, and technical capacity.”
"Das Labor in der Hauptstadt Khartum wird von verschiedenen US-Regierungsstellen unterstützt, darunter das Verteidigungsministerium, die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und die United States Agency for International Development (USAID). Während seiner Amtszeit als Leiter der National Institutes of Health (NIH) hat Dr. Fauci auch Mittel zur Unterstützung von Forschungsarbeiten bereitgestellt, an denen Wissen-schaftler aus dem umstrittenen Labor beteiligt waren."
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