von LePenseur
Seine Musik war (und ist) nicht die meine — aber daß mit ihm ein höchst talentierter Entertainer von uns gegangen ist, kann wohl kaum bezweifelt werden, wenn man sich etwa dieses Video ansieht:
Wenn die Trollfraktion jetzt vermutlich süffisant anmerkt, daß Belafontes politische Überzeugungen wohl nicht ganz mit der Linie des LePenseur-Blogs übereinstimmen, kann ich nur antworten: So what?!
Darf ich keine Schostakowitsch-Symphonie hören, weil der Komponist für die KPdSU im Obersten Sowjet als Abgeordneter saß? Darf ich keine Wagner-Oper hören, weil der Komponist, gelinde gesagt, krause Meinungen über »Judentum in der Musik« hegte?
Darf man keinen Platon oder Seneca mehr lesen, der diese Philosophen Sklavenhalter waren? Da kann man nur mit Theodor Fontane kopfschüttelnd fragen: »Wat soll der Unsinn?!«
Belafonte war in politischen Belangen sicherlich ein Mensch, der Kontroversen verursachte. Und ohne Frage war er mit manchen Ansichten einfach »am falschen Dampfer«. Dafür hatte er aber auch den Mut, durchaus berechtigte Kritik zu äußern, die sicherlich nicht von allen geteilt wurde, wie bspw. zu Anfang des Jahres 2006:
»Wir sind in einer dunklen Zeit angelangt, wo die neue Gestapo des Innenministeriums lauert, wo Bürgerrechte aufgehoben werden.«
War das wirklich unberechtigt? Ich denke nicht, vor allem nicht, wenn ich auf die seither vergangenen Jahre zurückblicke, in denen sich diese Tendenzen, speziell seit der Covid-Plandemie, ins Unerträgliche verstärkt haben. Und wenn er zu Zeiten des Irak-Krieges — als die Systemmedien des Westens (so wie auch heute, nur nochmals gesteigert!) vor lauter aufgeblasener Selbstgerechtigkeit kaum mehr gehen konnten — die Heuchelei, mit der die US-Politik ihre geopolitischen Winkelzüge mit dem Slogan »Kampf gegen Terrorismus« behübschte, mit den Worten entlarvte:
Wer gibt uns das Recht, die Menschen im Irak zu töten? Bush behauptet, dass Amerika zum ersten Mal Terroristen jagt – dabei ist Terrorismus ein Teil des amerikanischen Systems. Amerika hat ein ganzes Volk vernichtet, die Indianer. Das ist Terror.
Nochmals: hatte er da unrecht?
Ob seine Konzert- und Plattenerfolge, seine »Hits«, die er in großen Stadthallen immer wieder auf und ab sang, in einnigen Jahren noch mehr sein werden, als die nostalgische Erinnerung an Jugendzeiten, in denen das halt »in« war, kann ich beim besten Willen nicht beurteilen — denn, wie schon gesagt: seine Musik war nie die meine ...
Aber daß er nach all dem, was ich von ihm weiß (und das ist, zugegeben, nicht allzu viel) wohl ein aufrechter Mensch war, der Überzeugungen hatte und sie auch vertrat, statt nur opportunistisch auf die Verkaufszahlen seiner Tonträger zu schielen: das ist ein Wert für sich — »ære perennius«, um es mit Horaz (und später Puschkin, aber den darf man heute bei uns wohl nicht mehr zitieren ...) zu sagen.
So bleibt uns nur, dem gestern hochbetagt Verstorbenen ein aufrichtig achtungsvolles
REQUIESCAT IN PACE
nachzusenden, daß er im Jenseits den Frieden finde, den er im Diesseits so oft missen mußte.
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