von LePenseur
... wäre heute 120 Jahre alt. Auch im Bruckner-Jahr muß nicht alles Bruckner sein, daher also ein wenig bekannter Komponist aus der Schweiz, eben Alfred Baum. Ein reizvolles Werk aus der Nachkriegszeit ist seine Tanzsuite nach Bildern von Walter Jonas (1946/1955), über die Wikipedia schreibt:
Während des Zweiten Weltkriegs lernte Baum im Aktivdienst in der Schweizer Armee den Maler Walter Jonas kennen. Gemeinsam realisierten sie 1946–1947 das interdisziplinäre Projekt «Tanzsuite». Dabei entstand eine Suite für Flöte, Viola und Klavier, die aus 17 Sätzen und Aquatinta-Radierungen besteht. Diese Bilder wurden im Konzert als Diapositive projiziert. 1955 arbeitete Baum mehrere Sätze für Bläserquintett und Klavier um.
Ein gelungenes Werk, das durchaus Beachtung verdienen würde! Aber mit der Beachtung der Komponisten aus der Eidgenossenschaft hapert es leider nach wie vor ...
Dazu ein Kommentar des Komponisten:Diese Tanzsuite verdankt ihre Entstehung der Zusammenarbeit mit Walter Jonas. Ursprünglich nur für Klavier gedacht, später für Flöte, Bratsche und Klavier komponiert, wurde sie in letzter Zeit einer Neuinstrumentierung für Bläserquintett und Klavier unterzogen. Der Gedanke, Bilder in musikalische Form zu übertragen, ist nicht neu; es seien einige Beispiele herausgegriffen: «Bilder einer Ausstellung» von Mussorgsky, «Böcklin-Suite» von Reger, «Goyescas» von Granados. Von diesen Werken dürfte wohl das erstgenannte am genialsten konzipiert sein. Im allgemeinen ist es wohl so, daß der Komponist, beeindruckt durch Bilder oder Bilderfolgen sich dadurch zu einem Nachschaffen inspirieren läßt. In diesem vorliegenden Fall entstanden hingegen Bild und Komposition oft zur selben Zeit. Es kam vor, daß beispielsweise die Komposition früher beendet war als das entsprechende Bild. Ursprünglich auf wenige Bilder berechnet, wuchs deren Anzahl bis gegen 20, von welchen aber nur etwa 17 eine entsprechende musikalische Deutung erfuhren. Von diesen 17 musikalischen Bildern gelangen 8 Sitze zum Vortrag. Die einzelnen Sätze sind durchwegs knapp gefaßt. Aus diesem Grunde mag dem Hörer ein kurzer Kommentar willkommen sein:1) Le Boudoir des Danseuses. Tänzerinnen vor dem Auftreten in der Garderobe, die einen noch Tanzschritte übend, die andern ein Chanson trällernd.2) Pierrot. Tänzer mit rätselhaftem, geheimnisvollem Gesichtsausdruck. Das Stück beginnt leise und verhalten (Klarinette und Klavier), steigert sich bis zum Fortissimo und sinkt wieder zurück.3) Narziß. Junger, schöner, in sich selbst verliebter Tänzer, wird charakterisiert durch ein rhythmisch prägnantes Thema, welches zuerst im Klavier erscheint und später vom Horn übernommen wird. Die anderen Bläser beteiligen sich einer nach dem andern mit Bruchstücken aus dem erwähnten Thema, bis gegen den Schluß das Horn im Fortissimo das Thema nochmals aufgreift und dem Höhepunkt zuführt.4) Colombine [dieser Satz wird auf dieser Aufnahme nicht gespielt, da ihn der Komponist später aus der Suite gestrichen hat.]5) Contraste. Zwei Figuren, verschieden in der tänzerischen Haltung, dargestellt durch die Klänge der Flöte und durch die tiefen Töne der Klarinette. Das Klavier beschränkt sich auf die harmonische Stützung.6) Mississippi Habakuk. Ein Afroamerikaner, trägt ein vergnügt und verschmitzt schlaues Gesicht zur Schau, wenn aber gereizt, verwandelt er sich in ein ungebändigtes Stück Urwald. Die Musik will den allmählichen Wandel vom geduckten, lauernden Tanzschritt bis zum ungezügelten Hervorbrechen des ungestümen Temperaments darstellen.7) Le Regard. Ein Paar, in stiller, gegenseitiger Betrachtung versunken. Langsamer, getragener Tanz. Die Melodie, zuerst von der Oboe vorgetragen, wird nachher von der Klarinette intoniert und zum Schluß frei kanonisch mit der Oboe durchgeführt.8) Saltimbanques. Fanfaren erklingen. Auf der Bühne zeigen nacheinander verschiedene Gruppen ihr tänzerisches und equilibristisches Können. Zum Schluß wirbeln die Gruppen durcheinander, musikalisch dargestellt, indem die verschiedenen Themen, welche zuerst einzeln auftraten, nun alle miteinander kombiniert werden. --Es lag mir in dieser Tanzsuite ferne, weltanschauliche und philosophische Probleme zu wälzen. Wie schon bemerkt, lag einzig und allein die Absicht zu Grunde, visuelle Eindrücke in musikalische Form zu kleiden. Es war mir auch ein Anliegen, daß auch der musikalische Humor zu seinem Rechte kommt.Alfred Baum (in: Schweizerische Radiozeitung 1955)
Ebenfalls sehr originell und hörenswert sein Konzert für Trompete, Klavier, Pauken und Streichorchester:
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