Wahlausgang ungewiß

von LePenseur
 
 
Österreich hat gewählt. Das Ergebnis steht, da da die "komplette Auszählung der Briefwahlstimmen" seitens des Innenministeriums noch nicht veröffentlicht wurde (in Erinnerung an die interessanten Briefwahlstimmen bei jenem Wahlgang, der "unseren" Herr Bundespräsidenten erstmals in Amt brachte, verwende ich meine Formulierungen mit Bedacht ...), noch nicht fest.

Fest steht, daß wahrscheinlich die Briefwahlstimmen in der vom Innenministerium morgen oder übermorgen bekanntgebenen Verteilung der derzeit nur hauchzarten Mandatsmehrheit von SPÖVP (da darf kein einziger krank werden, sonst ist die Mehrheit futsch!) noch das eine oder andere Mandaterln hinzugesellen, womit die neue Kanzlerschaft des großen ÖVP-Führers Nehammer so gut wie gesichert ist. Insbesondere dann, wenn die SPÖ sich entschließt, den glücklosen Babler nach ihrem desaströsen Ergebnis in die Wüste zu schicken, und so den ÖVP-Wirtschaftsflügel (also jene Politgestalten, die mit der SPÖ profitablen Reibach auf Kosten der Steuerzahler abgreifen, die einen in ihre Partei- und ihre schwarze Privatkassa, die anderen in den Baddei- bzw. Gewerkschaftsfonds und ihre schwarze Privatkassa ...) vor allzu heftiger SPÖ-Nostalgiepflege bezüglich Marx & Co.  bewahrt. 

Dann steht doch der Wiederaufnahme der seit 1945 erfolgreich betriebenen Aussackelung der Steuerzahler zugunsten der Partei- bzw. Baddei-Kassen (und sonstigen, siehe vorstehend) nichts im Wege und die lästige FPÖ kann weiter auf der Oppositionsbank verrotten, ohne daß eine instabile Dreierkoalition nötig würde. Denn die braucht die SPÖVP, wenn sie ungestört alles lenken wollen, etwa so nötig wie einen Nagel im Knie, wie der Wiener sagt.

So stellen sie sich das wenigstens vor, die GroKo-Zwillinge. Was sie dabei möglicherweise übersehen: das Land ist in einem Zustand, in dem die Übernahme der Regierungsverantwortung (auch wenn das mit der "Verantwortung" eher als Lippenbekenntnis zu werten ist; es geht um die Posten und um die "Marie"!) eher nicht der Wunschtraum jedes Politikers, der bei Sinnen ist, sein kann. Insofern kann Kickl entspannt bleiben: jene Regierung, die den Laden endgültig gegen die Wand knallen wird, dürfte nicht von ihm geführt werden sondern vom Nehammer.

Die Wähler, denen nach jahrzehntelangem Machtmißbrauch und Packelei durch die SPÖVP der Sinn nach "großer Koalition" (die eigentlich nur mehr die Minimalgröße hätte um überhaupt regieren zu können) steht, sind vermutlich weit schneller gezählt als die unübersehbaren Mengen derer, die sich schon beim Gedanken an eine Neuauflage ankotzen.

Kann man jetzt sagen, daß "die Wähler" die Sache heute irgendwie doch vergeigt hätten? Ja und nein! Es ist keine Frage, daß wenn die FPÖ auf über 30% gekommen wäre, notwendigerweise das Parteienkartell unter Führung des Bundespräsidenten wie die begossenen Pudel dagestanden wären, denn eine Dreierkoalition mit den GrünInnen, damit der alte Hofbürger befriedigt wird, wäre für beide Flügel der SPÖVP das letzte, was sie sich wünschen. Gut, den ebenso unfähigen wie stets recht "gepegelt" wirkenden Witzekanzler Kogler könnte man (da dann der SPÖ dieser Posten zustünde) entsorgen, aber ohne Gewessler (man erinnert sich: das ist jene Person, die eiskalt ihren von der Bundesregierung erteilten Auftrag mißachtet und einfach "frei Schnauze" einen EU-Schwachsinn absegnet, der unsere kleinbetriebliche Landwirtschaft über den Jordan schickt) wollen die GrünInnen ja nicht, und mit dieser Rechtsbrecherin zusammen zu regieren ... naja, so gering setze ich nicht einmal Nehammers IQ an, um das zu glauben! Aber warten wir ab, vielleicht überschätze ich Nehammers IQ eklatant.

Bliebe also Türkis-Rot-Pink: eine Farbzusammenstellung, die jeden Blindenhund erblinden ließe, und deren politische Realisierung vermutlich auch nur von blinden Anhängern der jeweiligen Parteien goutiert werden dürfte. Die inneren Gegensätze einer solchen Koalition ließen vermutlich sogar die derzeit in Deutschland regierende (?) Ampel noch als solide Sache dastehen.

Nein, die Wähler haben's eher nicht vergeigt. Sie waren, zugegeben, ein bisserl zu zaghaft im Umschwung. "... auf halben Wegen und zu halber Tat..." hieß das titelgebende Zitat eines lesenswerten Buches des fürwahr großen SPÖ-Denkers (und daher auch -Kritikers) Norbert Leser. Und das gilt halt nicht nur für die Sozen in Österreich, sondern, wie es der Autor dieses Zitates, der große Franz Grillparzer, gemeint hatte: für das "Haus Österreich", worunter man heute füglich nicht mehr eine Herrscherdynastie verstehen muß, sondern unser aller gemeinsames Haus Österreich.

"Grillparzer lesen heißt Österreich verstehen", meinte einmal ein befreundeter Deutscher zu mir. Er hatte recht. Und angesichts dieser Wahl nicke ich bestätigend ...

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P.S.: ein paar Graphiken über dasw Wahlverhalten bestimmter Wählergruppen sind sehr interessant:

Frauen und Männer (womit die alte FPÖ-Mär, sie sei nur "eine Männerpartei" entsorgt werden kann)

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