Ein interessanter Kommentar zur deutschen Bundestagswahl

von kennerderlage
 
 
Thomas Roeper, bekannt als Betreiber der Seite ANTI-SPIEGEL und als sachkundiger Kommentator geopolitischer Entwicklungen, verfasste einen interessanten Artikel zur aktuellen Wahl:

 
Eigentlich ist Innenpolitik kein Thema, über das ich gerne schreibe, aber nach der Bundes-tagswahl mache ich eine kleine Ausnahme.

Ich finde die Artikel, die deutsche Medien wie der Spiegel über Sahra Wagenknecht und den schnellen Absturz ihres BSW geschrieben haben, amüsant, denn sie alle ignorieren das Entscheidende. Ich frage mich dabei, ob die Spiegel-Redakteure so sehr in ihrer Blase gefangen sind, dass es nicht verstehen, oder ob sie es bewusst nicht erwähnen.

Das gespaltene Land

In Deutschland gibt es zwei Wählergruppen, die sich wiederum in Untergruppen aufteilen. Zum Einen sind da die Wähler, die ihr Leben lang die Blockparteien CDU/CSU, SPD, FDP und Grüne gewählt haben, die die Bundesrepublik Deutschland in immer neuer Zusammensetzung seit dem Krieg regieren. Das hat zwar zu vielen Regierungswechseln, aber nie zu einer echten Änderung der Politik geführt. Die wohl einzige Ausnahme war Willy Brandt, der mit seiner Ostpolitik zumindest in einem Bereich die politische Richtung ein wenig geändert hat.

Wenn diese Wähler der Mainstream-Parteien mit einer Regierung unzufrieden sind, wählen sie eben eine andere der Blockparteien, obwohl sich an der Politik danach praktisch nichts ändert.

Die andere Wählergruppe in Deutschland sind die Menschen, die sich von den Blockparteien abgewandt haben, weil sie sich von ihnen und auch dem politischen System in Deutschland nicht mehr vertreten fühlen. Das sind laut Umfragen übrigens etwa die Hälfte der Deutschen, von denen viele einfach gar nicht mehr wählen gehen.

Das sieht man auch am Wahlergebnis, denn fast 20 Prozent haben nicht gewählt und von denen, die gewählt haben, haben etwa 30 Prozent (wenn man die Linke dazu rechnet, sogar fast 40 Prozent) nicht für die Blockparteien gestimmt. Damit haben knapp die Hälfte der Deutschen ihre Stimme nicht den Blockparteien gegeben.
Egal wie man zu Sahra Wagenknecht steht und wie man bzgl. der Sicht des Autors auf die AfD denkt... aber: der Artikel legt durchaus den Finger in eine Wunde und zwar auf eine Weise, die meist nicht erkannt wird.

Es ist selbstredend Unsinn, wenn man Wagenknecht unterstellt, sie sei quasi eine "Krypto-AfDlerin". Das ist lachhaft - die Positionen einer Wagenknecht und einer Weidel trennen Welten! ABER: der Hinweis auf die von beiden Gruppen aufgekuendigte Gefolgschaft zur Politik der Blockparteien, des Parteienkartells, das die BRD seit 1949 - und ohne erkennbaren Unterschied auch nach der Wiedervereinigung mit der Ex-DDR! - beherrschte, ist richtig und wichtig!

Wie unser Blogvater LP dazu oft schrieb: Chapeau! Touché!
 
 
 

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