von LePenseur
... über die Rede des US-Vizepräsidenten Vance in München liefert der stets lesenswerte Blog "Der Staats-lose Bürger …auf der flucht vor der dummheit" in seinem Artikel
München 2.0Der neue amerikanische Vizepräsident JD Vance, lieferte vor den – hauptsächlich europäischen – Delegierten der Münchener Sicherheitskonferenz (MSC) eine geniale Rede: klar, sachlich, faktennahe und direkt – das Gegenteil, was danach als Replik zu hören war: pathetisches, wirres Gestammel der verstörten Europäer, die noch berauscht waren, von den Drogen des Tiefen Staats der Biden-Administration.
Der Link zur Rede von Vance ist sehenswert. Noch sehenswerter ist die Reaktion von Markus Söder, dessen Gesichtszüge in ein ekelhaftes Grinsen entglitten, als der US Vizepräsident die Deutsche Regierung daran erinnerte, dass die Demokratie eines Landes leidet, dessen Regierung die Meinung der Bevölkerung arrogant ignoriert und oppositionelle Parteien bekämpft. Söders Reaktion (17:55) lieferte den zeitgleichen Beweis: https://youtu.be/pCOsgfINdKg
Interessant, wenn man diesen höchst plausibel argumentierenden Artikel mit einem nur wenige Tage danach erschienenen Elaborat aus der Tastatur Andreas Unterbergers vergleicht, bei welchem man der pointierten Ansicht des anonymen Protagonisten, eines Polizeijuristen, aus dem höchst lesenswerten Roman Die Abtei von Alois Brandstetter, beipflichten muß, daß Gott bisweilen dem, dem er ein Amt gibt (bei Unterberger: das des Diaristen der Alpenrepublik), dafür den Verstand nimmt. Unterbergers Tagebucheintrag vom 21.d.M. ist an der Grenze des als Satire noch erträglichen angesiedelt ... oder, bessergesagt: wäre es, wenn er nicht in so geradezu lähmend öder Polemik dahingeschrieben wäre ...
Die hässlichen DreiDonald Trump hatte sich trefflich bemüht und es nach seinem dämlichen Eroberungsgerede in Hinblick auf Grönland, Kanada und Panama nun mit idiotischen wie untergriffigen Beschimpfungen der Ukraine endgültig geschafft: Er konnte gleichziehen mit Russland und China – in Sachen Hässlichkeit und Widerlichkeit. Oder zumindest mit deren jetzigen Diktatoren Putin und Xi – denn auch Russland und China hatten in den Jahrzehnten davor Staatsmänner wie Deng Xiaoping und Michail Gorbatschow, aber auch Boris Jelzin, die bewundernswert mutig und klug in die richtige Richtung auf viel mehr Freiheit und Demokratie unterwegs gewesen sind und die mit Erfolg versucht haben, ihre Nationen nach außen zu respektierten Mitgliedern der Völkerfamilie machen.
Soll man lachen? Soll man weinen? Daß die verbalen Entgleisungen Trumps in Richtung Grönland, Kanada und Panama seine Amtszeit gleich zu Beginn mit einem Makel belasteten, steht außer Zweifel — aber was soll Unterbergers Suada über die "Hässlichkeit und Widerlichkeit" Chinas und Rußlands? Und wenn er dann erschrocken auf ein "... zumindest mit deren jetzigen Diktatoren Putin und Xi ..." zurückrudert: 'tschuldigung, was soll der Blödsinn?! "Diktator Xi", na schön, soll irgendwie sein — aber "Diktator Putin" hat schon einen Anflug von Realsatire ... ja, Rußland hat (wie viele andere Staaten in aller Welt auch, bspw. die USA) eine Präsidial-Verfassung, aber auch ein mächtiger Präsident ist deshalb kein "Diktator", v.a. nicht, wenn er sich über Popularitätsraten freuen darf, für die ihn fast jedes "westliche" Staatsoberhaupt glühend beneiden würde.
Daß die Russische Föderation keine lupenreine Demokratie ist, unterliegt keinem Zweifel. Nur: wenn ich mir z.B. die Vorgänge in Deutschland ansehe, wo seit Jahren die AfD systematisch ausgegrenzt wird (kein Vizepräsident im Bundestag, obwohl in der Geschäftsordnung vorgesehen, Ignorierung und de facto Rückgängigmachung einer Wahl, die auch mit ihren Stimmen erfolgte etc.) und mir in Österreich ähnliche Tendenzen gegenüber der FPÖ ansehe, dann frage ich mich, ob die "demokratischen" Steine-Werfer nicht mitbekommen haben, daß gerade sie im Glashaus sitzen ...
Und was soll die kuriose Erwähnung eines patentierten Säufers und Korruptionisten Jelzin in einem Atem mit der honorigen, aber tragischen Gestalt Gorbatschows und einem zweifellos das Kriterium Staatsmann erfüllenden Deng Xiaoping? Auch Jelzin war "bewundernswert mutig und klug in die richtige Richtung auf viel mehr Freiheit und Demokratie unterwegs" und hätte die Russen mit seinen besoffenen Auftritten mit Bill Clinton "zu respektierten Mitgliedern der Völkerfamilie" gemacht ... im Ernst jetzt, Dr. Unterberger? Aber weiter im Text:
Die US-Amerikaner waren das sogar während fast ihrer gesamten Geschichte. Wann auch immer Nationen in Bedrängnis kamen, wann auch immer eine Demokratie bedroht war, wann immer Diktatoren unerträglich wurden, waren die USA die erste und meist einzige Adresse, an die man sich um Hilfe wandte. Das Freiheits-Engagement der Amerikaner war zwar nicht immer erfolgreich, nicht immer ausreichend – siehe Vietnam, siehe Iran, siehe Kuba – aber im Grund standen sie immer auf der richtigen Seite.
Ach ja? Wie war das damals in Grenada, diesem Mini-Inselstaatchen, dessen Premieminister bei einer völlig völkerrechtswidrigen US-Militäraktion einfach "ums Leben kam" ... na so ein Pech auch! Shit happens ... Oder: warum stand dieser Mosaddegh einfach auf der falschen Seite (mußte ja so sein, wenn die USA doch wie immer auf der richtigen standen!), sodaß man ihn beseitigen mußte? Oder dieser Präsident Juan Bosch aus der DomRep ... warum mußte dieser Dolm auch von der Poesie in die Politik wechseln? Und in Kuba, wo die USA leider, leider, in ihrem Freiheits-Engagement leider nicht erfolgreich genug die Battista-Diktatur ausreichend zu schützen verstand. Kein Kuba als legales Casino und Bordell für moralin-saure Amis mehr, einfach tragisch, sowas!
Und "... wann immer Diktatoren unerträglich wurden, waren die USA die erste und meist einzige Adresse, an die man sich um Hilfe wandte" — sorry, Herr Dr. Unterberger, diese edelseiderMenschhilfreich&gut-Paraphrase gehört doch wohl in die Kategorie "GröVaZ", "Größte Verarschung aller Zeiten"! Sie meinten wohl: wenn Diktatoren (oder auch Nicht-Diktatoren) den Interessen der USA lästig waren, dann fühlten die USA sich als einzige Adresse, besagte Lästlinge unblutig oder blutig, egal ... —"legal, illegal, scheißegal!" war und ist die Devise bei US-Einsätzen — zu "entsorgen".
Natürlich ist es für einen Transatlantiker schwer bis unmöglich, die Tatsache anzuerkennen, daß die USA in praktisch ihrer gesamten Geschichte in Kriegshandlungen verwickelt waren, die sie selbst angezettelt hatten. Aber so dick aufzutragen wie Unterberger ... dazu gehört schon eine Rückgratbiegsamkeit, die besser in eine Artistennummer unter der Zirkuskuppel als in einen seriös daherkommenden Blog paßt.
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